12. November 2003

 
call center tagung 2003  
bremen  

 

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Angela Klenke, Betriebsrätin T-Online, Oldenburg

Ein Gesundheitstag bei T-Online

(Text des Beitrags auf der Tagung)


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mein Name ist Angela Klenke und ich bin Betriebsrätin beim Service Center Technik der T-Online International AG in Oldenburg. Unsere Zentrale hat ihren Sitz in Weiterstadt und ein weiterer Standort befindet sich in Kiel. Wir sind ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom AG. Bei uns arbeiten ca. 350 Mitarbeiter von denen etwa 290 im Frontoffice als Kundenberater tätig sind, um die technische Anfragen der Kunden zu beantworten. Darüber hinaus beschäftigen sie sich mit Marktforschungen, Cross & Up Selling, eMail Bearbeitung, Englisch-Support und diversen anderen Aufgaben. Die anderen Mitarbeiter arbeiten im Backoffice, teilweise auch hier im Schichtdienst.

ver.di hat mich eingeladen und mich gebeten ihnen von unserem letzten Gesundheitstag, der am 07.10. stattgefunden hat, zu erzählen.

Der Tag wurde von der Verantwortlichen unter sorgfältiger Planung vorbereitet. 
Einbezogen wurden alle die irgendwie mit Gesundheit in unserem Betrieb beschäftigt sind. Die Kollegin befindet sich übrigens auch hier, weil sie immer interessiert ist an Anregungen und Verbesserungen für die Mitarbeiter.

Es gab kein spezielles Gesundheitsthema, sondern das Ganze wurde allgemein ausgestaltet. Es sollte ein Tag für alle Beschäftigten werden. Mitarbeiter, die im Hause waren, bekamen von der Geschäftsleitung eine Stunde Zeit um teilzunehmen. 

In unserem großen Veranstaltungsraum wurden die Stände aufgebaut. 
Davor konnten die Teilnehmer die angebotenen Leckereien an Stehtischen probieren. Alles war freundlich und einladend dekoriert. Und dann ging es los.
Für die gesunde Ernährung war unser Kantinenpächter zuständig. 
Er bot in der Mittagszeit drei zur Auswahl stehende Menüs an, natürlich kalorien- und fettarm und sehr vitaminreich. Am Ort des Geschehens sorgte er für Getränke. Es gab frisch gepressten Orangensaft und besonders mineralienreiches Wasser. Auch konnte jeder aus frisch geschnittenem Obst auswählen und sich eine Zwischenmahlzeit zusammenstellen..

Zusätzlich gab es einen Info- und Probierstand mit DIGESTA Backwaren. 
Dieses Brot wird nach speziellen Rezepten mit unbelasteten Inhaltsstoffen hergestellt und ist besonders ballaststoffreich. Zu erwähnen wären Z.B. Mistel- oder Viersaatbrot. Die Kostproben mit fettarmen Aufstrich wurden von den Teilnehmern gerne verzehrt.


Unser Betriebsarzt mit seinen Helfern hat sich um die messbaren Dinge gekümmert. Bei ihm gab es die Möglichkeit die Lungenfunktion zu testen, den Cholesterinspiegel zu ermitteln oder den Blutdruck messen zu lassen. 
Vor den einzelnen Tests gab es für die Mitarbeiter eine entsprechende Aufklärung. Danach wurde jeder Mitarbeiter auf die Besonderheiten seiner Werte hingewiesen. Manchmal auch mit dem Rat dieses Ergebnis beim Hausarzt noch mal prüfen zu lassen.

Eine angebotene Messung wurde allerdings von vielen nur aus der Ferne betrachtet. Man musste Alter, Größe und Gewicht angeben und bekam ein Messgerät in beide Hände. Die Prozentzahl die dann auf der Anzeige stand, war der festgestellte Körperfettanteil. In einer Tabelle, aufgeteilt nach Frauen und Männern, wurde dargestellt ob der Wert im Normbereich, darüber oder sogar darunter lag. Um die erforderlichen Messgeräte zu bekommen hat der Betriebsarzt die Krankenkassen, bei denen unsere Mitarbeiter versichert sind, um Mithilfe gebeten. Sie waren gerne bereit die Geräte zur Verfügung zu stellen. 

Eingebunden in den Gesundheitstag wurde ebenfalls die Grippeschutzimpfung, die bei uns alljährlich stattfindet und vom Betriebsarzt durchgeführt wird. 

Es gab auch die Möglichkeit für eine kurze körperliche Ertüchtigung.
Da wäre als erstes die „Bewegte Pause“. Mit elastischen Bändern und anderen Hilfsmitteln wurde der Körper aus seiner oft krummen Sitzhaltung wieder in die gestreckte aufstrebende Form gebracht. Diese Aktion wurde von Sportstudenten der Universität Oldenburg ausgerichtet und war bei uns für ca. 2 Monaten eine feste Einrichtung. 

Auch ihre Kräfte konnten die Beschäftigten messen. Hier fühlten sich hauptsächlich die Männer aufgefordert. Es sah leichter aus, als es wirklich war. 
Wenn man mit waagerecht, ausgestrecktem Arm eine Hantel halten soll, ich glaube sie hatte 5 KG, kann eine Minute sehr lang sein. Wie sagt man noch, „Die Schwerkraft siegt?!“

Oder man machte eine Leistungsmessung auf dem Ergometer und war erstaunt wie schnell einem die Luft ausging.

Die Geräte wurden uns übrigens von einem Sportstudio zur Verfügung gestellt, die mit Infoblättern diese Gelegenheit für Eigenwerbung nutzten.


Ein besonderes Angebot stand unter dem Namen „Forum im Fluss“.
Es handelt sich um eine besondere Art von Massage, Shiatsu genannt. Hier wurden die Mitarbeiter bäuchlings auf einer Liege ca. 10 Min. durch Druckmassagen von ihren Verspannungen befreit. Die Teilnehmenden standen mit einem entspannten Gesicht wieder auf und waren begeistert wie gut man sich fühlen kann.

Auch ein Informationsstand für Akupunktur-Anwendungen war vorhanden. 
Allerdings gab es hier nur theoretische Hinweise und keinen praktischen Teil.

Die Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Arbeitsschutzverantwortliche des Betriebsrates gaben Informationen über Arbeitsschutz im Betrieb und zur Ergonomie am Arbeitsplatz.

Weil heute die meisten Arbeitnehmer mit dem Auto zur Arbeit fahren, wurde anhand eines Leihwagens, der im Außenbereich stand, deutlich gemacht, wie wichtig es ist, auch hier ergonomisch richtig zu sitzen. Jeder konnte für sich die besten Einstellungen testen und wurde dabei auf wichtige Details hingewiesen.

Zu guter letzt fehlt noch unsere Schwerbehindertenvertretung. Auch hier gab es einen Informationsstand mit Büchern und Flyern rund um das Thema Schwerbehinderung.

Hier wurde auch unter vorheriger Beratung eine Checkliste ausgegeben zum Thema Stress. Anhand der Auswertung konnte jeder Mitarbeiter seine persönliche Beanspruchung einschätzen. Wir bekamen diese Liste bei der Unfallkasse Post und Telekom. Sicherlich gibt es sie auch noch bei anderen Institutionen.

Der von mir vorgestellte Gesundheitstag ist bei unseren Mitarbeitern sehr gut angekommen. Etwa 120 Personen haben sich an den verschiedenen Aktionen beteiligt, wobei man bedenken muss, dass die Veranstaltung nur von 10 bis 16 Uhr ging und wegen des Schichtdienstes nicht alle Mitarbeiter im Haus waren. Jeder konnte für sich aus dem reichhaltigen Angebot etwas mitnehmen.Viele Angebote waren unentgeltlich, so dass auch die Kosten für den Arbeitgeber gering blieben.
Also ein voller Erfolg. 
Eigentlich.

Wären da nicht folgende Aspekte.
Bei T-Online gibt es für die meisten Arbeitnehmer keinen Tarifvertrag. Nur für die Kollegen, die von der Deutschen Telekom AG gewechselt haben, gilt ein Überleittarifvertrag. Fast alle der tariflosen Beschäftigten haben seit dem 01.10.03 eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden. Arbeitsvertraglich geregelt. Sie arbeiten im Schichtdienst, der einen 24 Stunden Service für den Kunden gewährleistet und das 7 Tage die Woche. Die Schichtpläne werden angepasst an das Anrufverhalten der Kunden.Außerdem gibt es ständige Veränderungen der Arbeitsinhalte und neue Anforderungen an die Mitarbeiter. Die Arbeitsdichte wird immer größer. Dadurch bedingt gibt es kaum Regelmäßigkeiten im Tag eines Kundenberaters. Weder bei der Arbeitszeit, noch bei den Pausen und schon gar nicht im Privatleben.

Darüber hinaus wird vom Arbeitgeber über flexible Arbeitszeit gesprochen, über Vertrauensarbeitszeit, die auch über die gesetzlich vorgegebene Arbeitszeit hinausgehen kann, über Langzeitarbeitskonten, die zusätzliche Stunden und Resturlaubstage auffangen, über Arbeitszeitbudgets, bei denen es möglich ist über mehrere Monate bis 48 Stunden die Woche zu arbeiten, über Messwerte, für den Vergleich mit anderen Marktanbietern, auch im eigenen Unternehmen und unter den Mitarbeitern, über die Steigerung der Produktivität, die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und darüber, dass die Mitarbeiter motiviert und flexibel sein müssen.

Wer dabei auf Dauer zu kurz kommt ist der Mitarbeiter und seine Gesundheit. Er steht unter dem ständigen Druck allen Anforderungen gerecht zu werden.
Er kann körperlich und seelisch krank werden und wird es oft auch.

Es ist wohl richtig, dass wir mit dem Angebot eines Gesundheitstages bei der T-Online mehr haben, als viele andere Call-Center Betriebe. Der Tag soll auch eine feste Einrichtung bleiben und sein, weil er gut ist. Er regt die Arbeitnehmer an, sich gesundheitsbewusster zu ernähren, oder vielleicht, wenn der Schichtdienst es zulässt, einer sportlichen Betätigung nachzugehen.
Er hilft aber nicht bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Von Vorteil ist auch die Einrichtung eines fachlich kompetenten Ansprechpartners, den es bei uns gibt, der den Beschäftigten bei gesundheitlichen oder anderen Problemen hilft und mit ihnen nach Lösungen sucht. Leider nutzt man dieses Angebot meistens erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Und die Arbeitsbedingungen sind nach der „Behandlung“ die gleichen wie vorher.

Dann die schon erwähnte Aktion „Bewegte Pause“, die in Verbindung mit einem Projekt des Uni-Hochschulsports Oldenburg angeboten wurde.
Diese Übungen fanden zwar in der unbezahlten Pause statt, waren aber dazu gedacht die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Diese sportlichen Aktivitäten haben wirklich zum Wohlbefinden der Mitarbeiter beigetragen. 

Leider wurde die Aktion abgebrochen, weil sie bei uns nicht ausreichend genutzt wurde. 
Ein Grund dafür war, dass die Mitarbeiter Ihre Pause oft nicht pünktlich antreten konnten, um dieses Angebot zu nutzen, weil sich Kundengespräche nun mal zeitlich nicht abgrenzen lassen. 
Schade, es war ein Schritt in die richtige Richtung.

Ein ähnliches Projekt wird jetzt angeboten, allerdings vor 
Dienstbeginn im Spätdienst oder nach Dienstende im Frühdienst. Das heißt, der Arbeitnehmer ist noch länger im Betrieb. Ob es wirklich läuft, wird von der Anzahl der verbindlichen Anmeldungen abhängig gemacht.

Zum Schluss noch mal zur Erinnerung.
Der Gesundheitstag fand am 07.10.03 statt.
Und die Zahlen der Krankenstatistik für den Monat Oktober?
Sie sind so hoch, wie sie im ganzen Jahr noch nicht waren. 

Damit möchte ich meinen Bericht beenden. 
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

 


 

Stand: 05.12.2003